Die Geschichte von Schloss Tonndorf reicht zurück bis in mittelalterliche Zeit. Im Bereich des Schlosses ist ausser der sogenannten jüngeren Herrenburg eine frühmittelalterliche Anlage mit Befestigungsresten erkannt worden. Historiker nehmen an, dass die (zur Zeit der Renaissance zum Schloss ausgebaute) Burg schon zur Zeit Heinrich I. während des Waffenstillstandes mit Ungarn (924–933) zum Schutz der alten Salzstraße, die von Erfurt nach Böhmen  an Tonndorf vorbei führte, angelegt wurde.

Jahrhundertelang bildete “catro Tontdorff” den Herrschaftsmittelpunkt für die umliegenden Dörfer. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Burg 1143 als Besitz des Erfurter Peterklosters und 1201 in einem Urkundenbuch des Klosters Paulinzella. Während des Thüringer Bruderkrieges weilten 1448 böhmische Söldner auf der Burg und richteten gravierende Schäden an.

Die Stadt Erfurt baut um 1500 die Burg aus und verstärkt dabei auch die Ringmauer erheblich. Dennoch wird sie im Zuge des allgemeinen Aufbegehrens der Bauern gegen harte Fron und Willkür während des Bauernkrieges am 27. April 1525 von Aufständischen mit der Axt gestürmt und verwüstet. 1591 nimmt Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar das Amt Tonndorf gewaltsam in Besitz. Damit endet die fast 250 Jahre währende Herrschaft Erfurts. Nach einem schweren Brand im Jahre 1598 wird die Burg im Stil eines Renaissance-Schlosses wieder aufgebaut.

Vom Beginn der zweiten Mainzer Herrschaft über Schloss Tonndorf mit der friedlichen Übernahme durch den Mainzer Kurfürsten und Erzbischofs Anselm-Franz von Ingelheim und vom damit verbundenen Beginn einer regen Bautätigkeit kündet die erhalten gebliebene Inschrift über dem 1680 errichteten Portal des östlichen Schlossflügels.

Inschrift und Wappen über dem Portal zum Schlosshof

* Inschrift und Wappen über dem Portal zum Schlosshof

treCentIs annIs oppIgnorata satrapIa tonDorff
restItVItVr anseLMI regentIs IVrIrVs

(“Die durch dreihundert Jahre verpfändete Statthalterschaft Tonndorf kehrt in den rechtmässigen Besitz des Fürsten Anselmus zurück.”)

Addiert man die gross gedruckten Buchstaben in ihrer Bedeutung als römische Ziffern ergibt sich die Jahreszahl der Inschrift (sog. Chronogramm).

C   I I I I D  I VI V  L  M   I I I V I V
100 1 1 1 1 500 1 6 5 50 1000 1 1 1 5 1 5=1680

Die darüber dargestellten Wappen sind die des Mainzer Regenten sowie der Stadt Erfurt (Erfurter Rad mit sechs Speichen).

Im Jahr 1690 wird Tonndorf als Sitz der “Vogtei des Mainzer Erzstiftes zu Erfurt” bezeichnet. Die Behörde verwaltet die Einkünfte aus Tonndorf, Meckfeld, Klettbach, Tiefengruben, Gutendorf und Hohenfelden. In den folgenden Jahrzehnten werden weitere bauliche Veränderungen vorgenommen – etwa die Errichtung einer barocken Haube auf dem Bergfried im Jahr 1763 oder der Bau einer steinernen Brücke im Jahre 1773.

Im Zuge der Schlacht bei Jena/Auerstedt im Jahr 1806 sowie nach seiner Niederlage bei der Völkerschlacht zu Leipzig 1813 weilt Napoleon auf Schloss Tonndorf. Im Jahr 1814 sowie im April und September 1816 besucht es Johann Wolfgang von Goethe als Minister mit seinem Grossherzog Karl August und dessen Gemahlin.

Durch die Vereinigung des Amtes Tonndorf mit dem Amt Berka im Jahre 1816 wird der Amtssitz Tonndorf, der seit 1377 bestand, aufgelöst. Ein Grossteil der Anlage verfällt nun zusehends. Die noch bewohnbaren Bauten dienen in den Jahren von 1816 bis 1893 als Sitz für die gross-herzoglichen Revierförster.

1894 geht das Schloss in den privaten Besitz des königlich-preussischen Hauptmanns Hermann Rauchfuß aus Metz über, welcher es bis 1919 mit seiner Familie bewohnt. Noch im Jahr des Erwerbs beginnen umfangreiche Umbauarbeiten. So wird das Eingangsportal zum Vorhof des Schlosses neu errichtet und mit dem steinernen Wappen der Familie Rauchfuß bekrönt. Weiterhin werden das Amtshaus sowie die Scheune, welche bisher den Schlosshof südwestlich und westlich begrenzten, abgerissen. Mit dem sogenannten “Hexenkeller” bleiben jedoch zwei Kellergewölbe der Scheune erhalten.

Das Abbruchmaterial der Gebäude wird zur Anlage terrassierter Gärten im Burggraben wiederverwendet. Durch die Erweiterung des südlichen Schlossflügels zum Schlosshof hin wird in den folgenden Jahren das bisher frei stehende Brunnenhaus überbaut und dem Schloss ein im Stil der Gründerzeit gehaltenes Foyer mit einem Aufgang zum Obergeschoss hinzugefügt. Zugleich muss der gesamte Dachstuhl des Südflügels neu aufgezimmert werden. Er erhält künftig Mansardzimmer für die Bediensteten. Im nördlichen Vorhof des Schlosses wird die vorhandene Scheune um weitere Wirtschaftsgebäude sowie ein Wohngebäude ergänzt. Die Anlage der bis heute erhalten gebliebenen, ausgedehnten Streuobstwiesen fällt ebenfalls in die Ära der Familie Rauchfuß.

Auch die nachfolgenden Besitzer des Schlosses – der Karlsbader Geflügelzüchter Teusch (1919-22) sowie die Industriellen-Brüder Gahlert (1922-36) hinterlasssen ein verändertes Schloss. Während Teusch eine massive Einfriedung auf der Süd- und Westseite des Anwesens, den Einbau einer Zentralheizung im Schloss sowie die Errichtung einer Galerie und eines Eckturmes im südwestlichen Schlosshof veranlasst, lassen die Gebrüder Gahlert die Installation von elektrischem Licht, den Einbau von Parkett sowie die Erneuerung der Stuckaturen und Deckenmalereien vornehmen und errichten zudem 300m östlich der Schlossanlage eine Manufaktur für Spitzenklöppelei sowie ein zugehöriges Landhaus. Nach zwischenzeitlicher Nutzung als Schulgebäude und Internat erwirbt 1938 die Barmer-Ersatzkasse das Schloss und baut es zu einem Kinderkurheim um.

Die Kriegswirren sehen das Schloss als Lazarett, unter Besetzung durch amerikanische, dann sowjetische Truppen und schliesslich als Unterbringung für ca. 100 Umsiedler. 1947 übernimmt die Sozialversicherungsanstalt Thüringen das Schloss und richtet hier eine Silikose- und Tuberkuloseheilanstalt ein. Die ehemalige Klöppelei wird nun zur Pflege Kranker umgebaut. Die früheren Geflügelställe werden als Liegehallen umgenutzt. Ab dem Jahr 1968 wird das gesamte Anwesen für das Betreiben eines Alten- und Pflegeheims mit 40 Altenheim-Insassen und 70 zu Pflegenden genutzt. Zur Selbstversorgung wird im Schlossgarten Gemüse angebaut.

1986 wird das Schloss als Kulturdenkmal unter Schutz gestellt. Der Schutzstatus umfasst die Gebäude des Schlosshofes inklusive ihrer Ausstattung, die Gebäude des Vorhofes, die Befestigungsanlagen wie Gräben und Mauern sowie die Parkmauer auf der Grundstücksgrenze.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands werden die Eigentumsrechte an die Barmer Ersatzkasse rückübertragen und von dieser an das Deutsche Rote Kreuz, Kreisverband Weimar e.V. verkauft. Im Januar 1998 endet die Nutzung als Alten- und Pflegeheim.

Es folgen sieben Jahre des Leerstands, in denen die Bausubstanz durch Reparaturstau und unberechtigte Ausbauten teilweise Schaden nimmt  (u.a. Zerstörung des Zentralheizsystems durch Frost) und der vorrückende Wald das Schloss in Dornröschenschlaf versetzt.

Hügel