Alte Nutztierrassen in Thüringen: Zukunft statt Museum

Um Milch auf eine Art und Weise zu produzieren, die angepasst ist an Boden und Klima um Schloss Tonndorf brauchen wir eine Kuhrasse, die mit dem Futter, das hier wächst, und dem Klima im Weimarer Land gut zurecht kommt und dabei eine Milchleistung erbringt, die ihren eigenen Organismus nicht überlastet und trotzdem wirtschaftlich ist.
In der konventionellen Landwirtschaft ist die Herangehensweise umgekehrt. Dort wird das Hauptaugenmerk darauf gelegt, Hochleistungskühe so zu füttern, dass sie möglichst viel Milch geben. Der Preis ist, dass dieses Kühe kaum auf die Weide kommen, viel Silomais und Sojaschrot fressen und in der Regel nicht sehr lange leben.

Für einen Betrieb wie unseren ist eine Hochleistungsrasse, die auf große Mengen von Kraftfutter angewiesen ist, überhaupt nicht geeignet. Bei den alten Nutztierrassen, wie sie vor 50 oder 100 Jahren überall verbreitet waren, sind wir fündig geworden: das Angler Rotvieh Alter Zuchtrichtung ist im Jahre 2002  von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ bestimmt worden. Das Angler Rind ist auch Passagier der Arche des Geschacks, einem internationalen Slow Food Projekts zu erhaltung der Biodiversität. Das ursprüngliche Angler Rind ist ein so genanntes Zweinutzungsrind, d.h. dass sowohl die Milchleistung als auch die Fleischleistung bei der Zucht berücksichtigt werden. Das besondere an dieser alten, robusten Rasse ist ihre gute Anpassungsfähigkeit an extreme Klimabereiche, ihre Langlebigkeit und Fruchtbarkeit. Hervorzuheben ist der hohe Fettgehalt der Milch dieser Rasse. Das Angler Rotvieh wurde in viele andere Rassen eingekreuzt, wie beispielsweise das Harzer Rotvieh.

Das Angler Rotvieh passt gut auf unseren “Tonndorfer Schlossberg”, wo es im Winter oft besonders eisig ist und im Sommer oft besonders trocken. Die Kühe sind für den Weidegang sehr gut geeignet, weil sie kleiner und leichter sind als Hochleistungskühe und harte, robuste Klauen haben. Ihre fett- und eiweißreiche Milch eignet sich hervorragend für die handwerliche Milchverarbeitung. Auf unserem Betrieb ist auch wichtig, dass das Angler Rotvieh seine Milchleistung gut an die Futtergrundlage anpassen kann, da unsere Futterqualität sehr vom Wetter abhängt und schwankend ist.

Der Anblick unserer roten Kühen auf der sattgrüner Weide in der warmen Abendsonne ist unvergleichlich schön. Wir freuen uns, dass wir damit einen Beitrag leisten, eine seltene Rasse zu erhalten, von der es nur noch einige hundert Exmplare in ganz Deutschland gibt.

Zuchtverband

Hügel